Nach der WM ist vor der Kritik: Welche Kommentatoren haben genervt, welche einen guten Job gemacht? Und welcher Experte war mit großem Abstand der Sieger? Hier kommen unsere Tops und Flops aus der TV-Landschaft und dabei zwei klare Sieger gekürt.

Von den drei Sendern, die bei der WM live für deutsche TV-Zuschauer berichtet haben, gewinnt bei uns ganz klar das ZDF.

 

Kommentatoren:

Top

Insgesamt zehn Kommentatoren waren für die drei Sender im Einsatz. Nur einer davon konnte uns komplett überzeugen: Oliver Schmidt vom ZDF. Schmidts Name hat wenig Wiederkennungswert, aber sein Stil hebt sich ab im Vergleich zu den anderen WM-Kommentatoren. Fachlich immer auf der Höhe, gute taktische Einschätzungen, valide Prognosen und die richtige Portion Emotionalität machen ihn für uns mit Abstand zum Sieger. Die unsägliche Diskussion, dass man das Finale an Claudia Neumann anstatt Bela Rethy hätte geben sollen, können wir nur so beantworten: Hätte das ZDF nach Leistung „aufgestellt“, hätte Schmidt das Finale kommentieren dürfen. Immerhin ist bei Bela Rethy ein Ende seiner Laufbahn in Sicht. Bei der ARD überzeugte uns nur Gerd Gottlob und Florian Nass bei seinem einzigen Auftritt.

Flop

-Bela Rethy war ein Flop, weil er immer noch denkt, dass niemand besser ist als er. Dass er Schiedsrichter Pitana eine Sehschwäche unterstellt, mag richtig gewesen sein. Aber im Gegensatz zu Rethy hatte Pitana nur ein schlechtes Spiel bei der WM, was leider das Finale war.

-Claudia Neumann: viel wurde über sie diskutiert. Nein, wir finden sie nicht schlecht, weil sie eine Frau ist, sondern weil sie einfach viele Dinge falsch sieht und verwechselt. Außerdem ist ihre Stimme zu aufdringlich und ihr Redefluss auf Dauer ziemlich anstrengend.

-Martin Schneider, der wie Schmidt einen Allerweltsnamen hat und leider auch so kommentiert: ohne jegliche Emotionalität.

-Tom Bartels, der wie immer bei jedem Spiel 97 Bezüge zu Deutschland herstellen kann. Niemand macht es „deutschtümeliger“ als Bartels

-Steffen Simon, den wir schon viel schlechter gesehen haben als bei dieser WM, was aber trotzdem nicht zu mehr reicht, als unter den Flops genannt zu werden – hier ist einfach das „Gesamtwerk“ entscheidend.

 

Moderatoren:

Top

Oliver Welke, auch wenn wir uns mehr von ihm erwartet hatten – gerade im Gespräch mit Oliver Bierhoff nach dem peinlichen Ausscheiden. Allerdings setzt Welke trotzdem die Maßstäbe, die den anderen Moderatoren oft fehlt. Unterhaltung und Information verbindet niemand so gut wie der ZDF-Mann. Seine Gesprächsführungen mit Gästen und Experten sind jederzeit unterhaltsam.

Flop

Alexander Bommes und Matthias Opdenhövel bekommen gemeinsam unseren imaginären Flop-Preis. Alleine schon für die Tatsache, dass man wohl aus senderpolitischen Gründen ständig beide zusammen auftreten ließ. Je nach Tageszeit, musste einer von beiden an den Katzentisch. Leider harmonierten beide überhaupt nicht und Bommes „Matti“-Nennungen zählten zum nervigsten überhaupt. Allerdings hatten beide auch das Problem, dass sich das ZDF die klar besseren Experten ausgesucht hatte.

Ein zweiter Flop-Titel geht an Katrin Müller-Hohenstein. Ihre Berichte vom DFB-Lager aus Watutinki hatten den Informationsgehalt einer zwei Tage alten Zeitung. Hiermit bedient das ZDF zwar seine Kernzielgruppe, aber von uns gibt es deswegen nur einen Nominierung in den Flops. Viel besser machte diesen Job einmal mehr Alexander Ruda, den das ZDF gerne öfters einsetzen darf.

 

Experten:

Top

Christoph Kramer: Wer beim ZDF die Idee hatte, Kramer ins WM-Team zu holen, sollte in Zukunft unbedingt mehr Personalentscheidungen treffen. Wir hatten uns vorher gefragt, warum das ZDF einen Weltmeister von 2014 ins Team holt, der es nicht in den deutschen Kader geschafft hat. Der Gladbacher strafte nicht nur uns Lügen: sehr sympathisches Auftreten, anschauliche Analysen und immer eine starke und offene Meinung machen ihn zum absoluten Top unter den Experten. Der etablierte ZDF-Experte Oliver Kahn machte seine Sache ebenfalls – gerade beim Bierhoff-Gespräch – sehr gut. Allerdings dürfte das Preis-/Leitungs-Verhältnis im Vergleich zu Kramer deutlich schlechter ausfallen.

Flop

Philipp „Fipsi“ Lahm schrieb in einem Linkedin-Beitrag mehr als er in vier Wochen in allen Gesprächen mit Jessy Wellmer in heimeliger Atmosphäre von sich gegeben hatte. Wir wollen nicht wissen, was den Gebührenzahler die Schalten an den Tegernsee gekostet haben. Wir waren jedenfalls sehr enttäuscht von Lahm.

 

Sonstiges:

Top

Hier sind auch zwei Dinge vom ZDF zu nennen: wie immer tolle Hintergrundberichte von Nils Kaben, den der Sender viel mehr einsetzen sollte. Zudem bewies das ZDF ein gutes Händchen bei der Gästeauswahl in Baden-Baden. An dieser Stelle seien stellvertretend die Hochkaräter Rene Higuita und Ze Roberto erwähnt.

Flop

– Mit Fabian Köster wollte das ZDF witzige Einspieler zum Auflockern beisteuern. Heute-Show-Jüngling Köster kann zwar sonst richtig gut Politikern wie Markus Söder auf die Füße treten, aber für Fußball hat er leider nicht den Background. Negativer Höhepunkt war eine völlig unkritische Jubelperser-Schalte nach dem gewonnen Halbfinale der Kroaten in die Hauptstadt Zagreb. Diese ZDF-Entscheidung ging gehörig nach hinten los.

– Sky wollte mit einem UHD-Angebot und einem Kommentator Wolff Fuss bei den Abonnenten punkten bzw. neue hinzugewinnen. Beim UHD-Angebot fehlte aber vielen potentiellen Zuschauern schlicht die Hardware. Die Aussicht auf 25 Spiele kommentiert vom Dampfplauderer Fuss aus der Box in München konnte wohl nur die wenigsten Simon-Hasser wirklich überzeugen. Wie wenig Aufmerksamkeit Sky mit der Aktion generiert hat, wird auch daran deutlich, dass es kaum Diskussionen gab. Ausnahme: Als Roland Evers für Fuss einspringen musste, weil dieser Vater wurde. Wir können uns nicht vorstellen, dass die Zahlen bei Sky gestimmt haben. Und wir können uns noch viel weniger vorstellen, dass der Zuschauer Spaß am spartanischen Produkt hatte.

Jetzt darf man gespannt auf sein auf die Bundesliga und vor allem auch auf die Champions League wo der neue Player DAZN zum ersten Mal in der ganz großen Wahrnehmung sein wird. Wir sind optimistisch, dass da neue positive Impulse in der TV-Landschaft gesetzt werden und werden das im Auge behalten.