„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist das schlechteste Team in Norddeutschland?“ So oder so ähnlich könnte der Morgen vor dem Spiel HSV gegen Werder Bremen bei Alexander Nouri und Markus Gisdol aussehen.

Für beide Mannschaften geht es um viel. Der HSV hat zuletzt viermal in Folge ohne eigenen Torerfolg verloren. Bei einer Niederlage droht der Sturz auf die Abstiegsränge. Dies in Kombination mit einem verlorenen Derby dürfte in Hamburg wieder alle in Panik verfallen lassen.
In Bremen sieht es noch ein bisschen schlechter aus. Drei Punkte, drei Tore, kein Sieg, Platz 17. So liest sich das nummerische Zwischenfazit der Werderaner Saison. Aber traditionell gilt: Ein Derbysieg kann vieles ausgleichen.
An der Elbe scheint es so, als ob Markus Gisdol sich in Zweckoptimismus übt. Viele andere Optionen hat er aufgrund der wenigen Optionen bei der Aufstellung auch nicht. Immerhin hat sich die Verletztensituation beim kleinsten Kader der Liga in dieser Woche etwas entspannt. Mit Aaron Hunt kehrt eine der wenigen Kreativkräfte für die Offensive zurück, mit Albin Ekdal ein möglicher Stabilisator vor der Abwehr. Diese sah zuletzt beim 0:3 in Leverkusen gar nicht gut aus.

Zu wünschen wäre dem HSV der 500. Bundesliga-Sieg zu Hause gegen Werder Bremen, einen Tag nach dem 130. Klubgeburtstag. Dann wäre dieses Wochenende auf mehreren Ebenen eine runde Sache.

Rund läuft es an der Weser diese Saison noch nicht. Die Mannschaft wurde vergangenes Wochenende beim 0:0 zu Hause gegen den SC Freiburg gnadenlos ausgepfiffen. Das kommt in Bremen ungefähr so oft vor, wie Wiesenhof für artgerechte Haltung gelobt wird. Mit sechs Spielen ohne Dreier und nur 3 Punkten starteten die Grün-Weißen auch bemerkenswert schlecht in die Saison. So schlecht, dass es bei einer Niederlage für Alexander Nouri schon knapp werden könnte. Auch, weil seine Mannen in den letzten Partien jeweils die erste Halbzeit im Tiefschlaf verbrachten, um dann im zweiten Spielabschnitt aufzudrehen und den Gegner zu dominieren. Schafft Nouri es nicht, sein Team von Beginn an richtig einzustellen? Oder ist das Einschläfern des Kontrahenten ein Teil der Taktik? Dann aber geht diese zumindest insofern nicht auf, dass die Offensivkräfte der Bremer die eingelullte Defensive des Gegners scheinbar nicht überwinden können.

Vielleicht kann der Kapitän seine Mannen ja diesmal schon vor der 1. Halbzeit aufwecken. Vieles spricht dafür, dass Zlatko Junuzovic gegen den HSV nach überstandenen Achillessehnenproblemen sein erstes Spiel in dieser Saison macht. Das wäre umso wichtiger, weil mit Max Kruse und Lamine Sané zwei wichtige Stützen des Teams ausfallen. Vier Tore hat Junuzovic letzte Saison gemacht, zehn weitere bereitete der Österreicher vor. Nach sechs Spielen in dieser Saison hat sein Team bisher erst drei Treffer erzielt.

Eine Prognose für das Nordderby abzugeben ist immer schwer. Klar sollte sein, dass wir keinen spielerischen Leckerbissen erwarten dürfen. Wenn es über den Kampf und die Leidenschaft geht, könnte der HSV sich im Vorteil befinden. Außerdem haben die Bremer die letzten drei Jahre nicht mehr in Hamburg gewonnen. Aber wisst ihr was? Es ist das Nordderby, es kann alles passieren. Hier sind die Quoten.